Er selbst trat der Pfadi eher spät bei, als er 9 Jahre alt war. Mitmachen ist schon ab 4 Jahren möglich, in der „Biberstufe“. Doch von da an war er mit Herzblut dabei. Vom Teilnehmer wurde er zum Gruppenleiter und vor zwei Jahren dann zum Abteilungsleiter. Diese Stellung ist mal aufwändiger und mal weniger, erzählt Calvin. Gerade im ersten Halbjahr, in dem alle Pfadilager stattfinden, ist der organisatorische Aufwand auch mal ziemlich zeitintensiv. Trotzdem leitet er samstags gelegentlich eine Gruppe. Das wäre eigentlich nicht mehr seine Aufgabe, es bereitet ihm aber Freude, sein Wissen an die jüngere Generation weiterzugeben.
Soviel freiwilliges Engagement – und das während des Studiums – verdient Respekt. Calvin sieht darin Wert für sich selbst, die Mitglieder und die Gesellschaft. Das liegt vor allem auch daran, dass die Pfadi mit einem pädagogischen Grundgedanken verbunden ist: Wir wollen die ganzheitliche Entwicklung fördern. Er selbst habe in der Pfadi früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen.
Die Pfadibewegung Schweiz gibt es seit 1910, die Pfadi Heiden seit 1925. Ein Verein mit langer Tradition und starken Grundwerten. Hinter dem Programm, das den Pfadi-Mitgliedern geboten wird, steckt ein Konzept, welches durch 5 Prinzipien ausgedrückt wird: Offen- und Ehrlichkeit, andere verstehen und achten, miteinander teilen und einander helfen, Sorge zur Natur und allem Leben tragen. Diese sind auch im Pfadi-Gesetz festgehalten und werden angepasst an die Alterstufe spielerisch vermittelt.
Zentral dabei ist das Zusammensein in der Natur, gemeinsam Spass haben und sich selbst als Teil der Natur und der Welt begreifen. Und das ohne Leistungsdruck. Darin liegt laut Calvin der Vorteil der Pfadi: Jeder kann mitmachen und es besteht kein Anspruch an sportliche Leistungsfähigkeit oder ähnliches.
Auf die Frage, ob die Pfadi Heiden Schwierigkeiten habe, neue Mitglieder in der Leitung zu finden, verneint Calvin. Langjährige Mitglieder der Pfadi übernehmen häufig später die Leitung und geben so ihre Erfahrungen weiter. Ein schöner Kreislauf entsteht: Diejenigen, die als Mitglieder von der Freiwilligenarbeit der Leiter profitiert haben, geben diese später an neue Mitglieder weiter.
Nichtsdestotrotz wünscht Calvin sich, dass mehr Kinder in die Pfadi kommen. Auch weil die Pfadi die Kreativität in der Freizeitgestaltung fördert und so Antworten gibt auf Fragen wie «Wie kann ich meine Zeit sinnvoll in der Natur verbringen? Wie kann ich mich jenseits von Computer, TV und Handy beschäftigen?»
Zudem lernt man viel Handfestes in der Pfadi: Karten lesen, erste Hilfe, Seiltechnik, Biwak-Bauen. Daraus ergeben sich Fähigkeiten, die in der Freizeit kreativ umgesetzt werden können. Auch während der Zeit als corona-bedingt keine Pfadi durchgeführt werden konnte, wurden den Mitgliedern „Challenges“ geboten, die sie in kleinen Gruppen selbstständig in ihrer Freizeit bestreiten konnten, beispielsweise ein eigenes Instrument zu bauen oder anhand einer Karte versteckte „Schätze“ in der nahen Natur zu finden.
Weil die Pfadi Heiden auch viele Mitglieder aus den umliegenden Gemeinden hat, findet unter den Mitgliedern Vernetzung über die Gemeindegrenzen hinaus statt. Durch das meist langjährige Dabeisein und die vielen gemeinsamen Erfahrungen, bilden sich auch über die aktive Pfadizeit hinaus Freundschaften, schildert Calvin. Doch das ist für Calvin noch Zukunftsmusik. Er ist in den Alltag der Pfadi noch voll eingebunden.
Für mehr Informationen: https://www.pfadiheiden.ch/
Text: Julia Schoch, Bilder: Calvin Rüegg