Was macht mich Tanzen?

Was macht mich Tanzen?

Gisa Frank bringt die Musik- und Tanzproduktion „gemischte Beine – bewegte Gefühle“ auf die Bühne. Die in Rehetobel wohnhafte Künstlerin geht in diesem Stück der Frage nach, was die Menschen – heute und früher – zum Tanzen veranlasst. Entstanden ist ein Kaleidoskop von Tanz- und Musikelementen aus unterschied­lichen Kulturen und Epochen. Es nimmt das Publikum mit auf eine Reise, welche mal den Duft von grossstädtischen Ballsälen, mal den einer Stobete oder einer 80-er-Jahre Disco verströmt.  

Als Gisa Frank mich in Rehetobel empfängt, steckt sie mitten in den Vorbereitungen für ihre neue Tanz- und Musik­produktion. Sie trägt den Titel „Gemischte Beine – bewegte Gefühle“. Hier ein Telefonat, um das Stück zu bewerben, da eine Absprache mit der Texterin. Nach wenigen Minuten sitzen wir gebeugt über Youtube-Videos auf dem Stubenboden, hören Musikstücke an und hin und wieder springt Gisa Frank auf und zeigt Bewegungselemente vor, von denen sie gerade spricht.

Eine Forschungsreise durch Raum und Zeit

Alle vier bis fünf Jahre entsteht ein Tanzstück, weil es lange dauere, bis sich das Thema rauskristallisiere, erzählt die Choreografin. Diesmal trieb sie die Frage um, was die Menschen zum Tanzen bringe. Tanzen wir, weil andere auch tanzen? Oder weil wir beim Tanzen andere Menschen treffen? Oder weil es uns begeistert, eine Schrittfolge zu lernen und zu können? Oder weil wir uns von allen Konventionen lösen und unser Innerstes zum Ausdruck bringen können?

Um diesen Fragen nachzugehen, hat Gisa Frank in der Ballhaus-Ära des 19. Jahrhunderts in Berlin geforscht, hat sich mit Tanzstilen unterschiedlichster Epochen und Kulturen auseinandergesetzt wie dem Haka aus Neuseeland, dem Hierig aus dem Appenzellerland und den höfischen Tänzen aus dem Mittelalter. Dabei ist sie auf einige Grundmuster von Bewegungen – oder Ur-Bewegungen – gestossen: Das Wippen in der Vertikale und das Drehen in der Horizontale seien überall auf der Welt zu finden. Sie unterscheiden sich jedoch in der Vielfalt. Tanzen sei immer ein Ausloten von Freiheit und Grenzen – ein sich ganz der Musik und dem Tanz hingeben bzw. einem Befolgen strenger Schrittfolgen und Regeln. Politische Verbote und gesell­schaftliche Moralvorstellungen haben den Tanz ebenfalls beeinflusst. So sei beispielsweise in Hitler-Deutschland der Swing verboten gewesen. Deshalb hätten die Menschen damals Swing mit den Fingern getanzt.

Zu einem Ganzen zusammenfügen

Diese Forschung und die damit verbundenen Ideen hat Gisa Frank nun zu einer Tanz- und Musikproduktion verwoben. Diese ist inspiriert von verschiedenen Kulturen und Epochen des Tanzes. Das 15-köpfige Ensemble ist so vielfältig wie der Tanz selbst und ergänzt die Ideen von Gisa Frank mit eigenen Farben und Akzenten.

Gisa Frank, fotografiert von Christian Glaus

„Gemischte Beine – bewegte Gefühle“ enthält Muster von uralten Stammesritualen und modernen Tanzstilen, und kreiert damit etwas ganz Neues und Eigenes.

Und welche Antworten hat Gisa Frank auf die Frage gefunden, die am Anfang dieser Forschungsreise stand? Auf die Frage: Was bringt die Menschen zum Tanzen? Sie berichtet, dass Menschen in allen Zeitepochen unter anderem getanzt haben, um andere Menschen zu treffen, um Sinnlichkeit zu erleben und in andere Bewusstseins­zustände zu geraten. Sicherlich sei Tanz auch deshalb faszinierend, weil er erlaube, den Körper und das Ungreifbare – man mag es Spiritualität oder Verbundenheit mit der Welt nennen – miteinander zu verbinden. Für sie selber sei Tanz Erlebnis, Spielfreude und Sprache. Das ist offensichtlich. Mir fällt es entsprechend schwer, nur in Worte zu fassen, was sie mir anlässlich dieses kurzen Treffens über den Tanz erzählt hat. In Bewegung, natürlich.

 

Premiere am 11. Januar 2019

Am 11. Januar 2019 feiert die Musik- und Tanzproduktion «Gemischte Beine – bewegte Gefühle» im Kursaal in Heiden Premiere. Am 12. Januar 2019 findet eine weitere Aufführung statt. Danach geht das Stück auf Tournée.

Die genauen Aufführungsdaten und -orte finden Sie auf www.frank-tanz.ch.